In Erinnerung an Alfred Scholten


Alfred Scholten ist tot. Alfred, der eigentlich nur „Ali“ genannt wurde, erlag am vergangenen Freitag (14. Februar) einem Herzinfarkt. Seit Jahren hatte er gesundheitliche Probleme, litt vor allem unter seiner Zuckerkrankheit, die auch für das Ende seiner aktiven Tischtennislaufbahn verantwortlich war.

Ali war nicht nur ein guter Tischtennisspieler, der noch vor nicht allzu langer Zeit die Gegner in den unteren Klassen mit seinem Barna in Verlegenheit brachte. Viel größer war die Verzweiflung von Tennisspielern, wenn sich Alis unterschnittene Rückhandbälle regelrecht in den Sand bohrten. Ali war mehrfach Stadtmeister in der offenen Klasse (Nicht-Sportkegler) im Kegeln, und er lief Halb-Marathons. Vor 50 Jahren war er Mittelläufer – so hieß der Abwehrchef damals – der besten Jugendfußballmannschaft, die es in Rees jemals gegeben hat. Er überragte seine Mannschaftskameraden teilweise um einen Kopf.

In den letzten Jahren widmete er sich verstärkt seiner Mühle, die auch zum Anziehungspunkt für Touristen wurde. Dort, wo früher direkt Mehl geholt werden konnte, feierten die TTVer viele Mühlenfeste, die früher fester Bestandteil des Vereinslebens waren. Zuletzt sprach er häufiger von seinen kambodschanischen Enkeln als späteren Mühlenbesitzern.

Davor war er ehrenamtlich viele Jahre auch für Vereine, insbesondere natürlich für unseren Verein, tätig. 25 Jahre führte er die Kasse und war in dieser Funktion eine Institution. Vom Westdeutschen Tischtennis-Verband wurde er anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums 1999 mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.

Für die nicht mehr ganz so jungen Vereinsmitglieder war Ali immer noch der Alte, der immer wieder mit einem Scherz auf den Lippen kam, der seine Witzchen in das Alltagsleben kleidete und mit bekannten Personen „garnierte“. Unvergessen sind einige Sprüche, die halt nur die Älteren kennen. Als wir „Landeier“ vor über 40 Jahren erstmals in der Bezirksklasse spielten und regelmäßig ins Ruhrgebiet fuhren, fiel Ali durch seine Orientierungslosigkeit auf. Als wir zum mindestens dritten Mal den Schulhof in Essen-Rüttenscheid überquerten, meinte er: „Hier war ich noch nie.“ Natürlich war das übertrieben, aber er nahm sich eben oft genug selbst auf die Schippe. 

Auch taktisch war er ziemlich orientierungslos, was ihn zu folgendem Spruch beim Doppel veranlasste: „Warum hast du mir nicht früher gesagt, dass da ein Linkshänder mitspielt?“ Ganz so schlimm war es in Wirklichkeit nicht. Aber wenn es im Spiel nicht lief oder ihm etwas nicht passte, konnte er grantig werden. Allerdings fand er auch dann schnell wieder zu einem Spruch. Als während der Ölkrise die Halle kalt war und ein Bottroper Spieler sich beschwerte, ranzte Ali ihn an: „Sollen wir etwa einen Pott Erbsensuppe fressen und dann die Halle warmfurzen?“ Überhaupt sind seine Sprüche beim Essen Legende. Als Ali zur Verwunderung aller Mannschaftskollegen nach einem Meisterschaftsspiel im Restaurant Nudeln bestellte und schließlich vom Kellner „Penne“ serviert bekam, fragte er seine Mannschaftskollegen, ob er tatsächlich diese „Fahrradschläuche“ essen solle. 

Die Teilnehmer der Vereinsfahrt nach Paris werden sich erinnern, wie er zusammen mit Manni Hermsen direkt nach der Abfahrt um 6 Uhr mit der Schnapsflasche durch den Bus ging und einen Witz nach dem anderen erzählte. Das funktionierte wie auf Knopfdruck. Er konnte in der Tat ganze Gesellschaften unterhalten. 

Unvergessen auch die Anekdoten, die er bis zuletzt immer wieder in der Turnhalle zum Besten gab. Mit der Geschwindigkeit vom Porsche des damaligen TTVers Herbert Kalbertodt konnte sich Ali nur begrenzt anfreunden. „Andere zählen Bäume, ich zähle Ausfahrten“, witzelte Alfred, ehe er seine Hände an die Beifahrertür klammerte und hinzufügte: „Ali an tower, Ali an tower- bitte um Starterlaubnis“. Immer wieder schön auch die Geschichte von Alfred, dass es ihm beim Vorlesen der damaligen Mannschaftsaufstellung- Dicker, Fie(c)ker, Scholten die Schamesröte ins Gesicht getrieben hat, wobei wir bis heute nicht klären konnten, ob die damalige TTV-Mannschaft tatsächlich in dieser Aufstellung an den Start ging.

Das ist das Bild, das wir von Ali behalten wollen. Aber jetzt trauern wir mit seiner Frau Ulla, seinem jüngeren Sohn Michael und seiner kambodschanischen Familie, in die er so vernarrt war, und natürlich mit seinem älteren Sohn Stefan, unserem Vereinsvorsitzenden.

Dabei können wir uns den Worten seines Sohnes Michael nur anschließen. Ali – bring den Himmel zum Lachen!

Dein,